Husum: Großfeuer hält die Innenstadt in Atem (sh:z - 19. November 2008)
Massimiliano Mercurio und seine Belegschaft hatten die Tür zur Pizzeria „La Casetta“ gerade erst aufgeschlossen, als eine Passantin hereinstürzte und rief, dass aus dem Dach des Hauses Qualm aufsteige. „Ich bin sofort rausgelaufen, um nachzuschauen“, sagte der sichtlich geschockte Chef des italienischen Restaurants in der Neustadt 74. Dann eilte „Massimo“, wie ihn seine Kunden nennen, zurück in die Küche, wo sich seine Köche gerade auf das Eintreffen der Mittagsgäste vorbereiteten. Dort sah er, wie hinter dem Pizza-Ofen eine Flamme hochschlug und alarmierte die Feuerwehr. „Gäste waren Gott sei dank noch nicht im Laden“, erklärte der Gastwirt eine Stunde später, während er am ganzen Körper zitterte. Nur er und die Crew – zu der drei Köche und drei Servicekräfte gehören – hätten sich zu jener Zeit im Haus befunden.

Der Notruf erreichte die Rettungsleitstelle um 11.45 Uhr. Keine eineinhalb Minuten später waren Feuerwehr und Polizei vor Ort. Da war das Haus und die nähere Umgebung bereits in dichte Rauchschwaden gehüllt. „Es schlugen bereits Flammen aus dem Dach der Pizzeria“, schilderte Einsatzleiter Peter Post seinen ersten Eindruck am Brandort. „Alarmiert wurde mit Feuer drei, der höchsten Alarmstufe für Husum“, so der stellvertretende Wehrführer, der neben den sofort gerufenen Wehren aus Husum und Schobüll kurze Zeit später noch die „Freiwillige“ aus Mildstedt anforderte. Insgesamt waren laut Post „60 bis 70“ Kräfte im Einsatz.

Nach Polizeiangaben hatten die Flammen aus dem Pizza-Ofen die Zwischendecke erreicht. Von hier aus breiteten sie sich weiter aus. Damit die Helfer besser an das brennende Haus herankommen konnten, wurde die Neustadt gesperrt und der Verkehr weiträumig umgeleitet. Keine leichte Aufgabe für die Polizei – zumal sich zur Mittagszeit viele Fahrzeuge durch die Stadt quälten. Die Folge: Staus in allen Richtungen und viele gute Ratschläge der Passanten.

Unterdessen rückten die Einsatzkräfte dem Brand von beiden Seiten auf den Herd und versuchten ein Übergreifen des Feuers auf die Nachbargebäude zu verhindern. Dabei kam ihnen zur Hilfe, dass der Wind, der kurz vor 12 Uhr noch recht kräftig geblasen hatte, aus heiterem Himmel abflaute. Dass die Hausnummer 76, in der sich eine Spielhalle und eine Wohnung befinden, dennoch in Mitleidenschaft gezogen wurde, hatte mit dem geringen Abstand beider Häuser zueinander zu tun. Während aus dem Dachstuhl der Pizzeria immer neue Flammen empor loderten, bemühten sich die Blaujacken nach Kräften, das Nebenhaus mit Wasser einzudecken und so vor dem Brand zu schützen. Vergeblich. Nach einigen Minuten qualmte es auch hier aus dem Dachstuhl und im Spielsalon darunter stand das Löschwasser bald knöcheltief. „Die Pizzeria ist wohl ein Totalschaden und das Nachbargebäude wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen“, bilanzierte der Einsatzleiter später. Die Polizeidirektion bezifferte den Gesamtschaden am Abend auf 300 000 Euro.

Das auf der anderen Seite gelegene „Husumer Brauhaus“ bekam wie die gegenüberliegenden Häuser dagegen „nur“ Qualm ab. Inhaber Karl-Heinz Häuber kurz nach 12 Uhr: „Wir sind nicht gefährdet. Noch nicht.“ Es sollte so bleiben. Wenige Meter vom Haupteingang seines Hotels entfernt bot die Neustadt angesichts der enormen Rauchentwicklung allerdings einen gespenstischen Anblick. Nach Polizeiangaben galt der Brand um 14.40 Uhr als gelöscht. Post rechnete damit, dass die Nachlöscharbeiten aber bis 20 Uhr andauern könnten. Zur genauen Brandursache wollte sich der Einsatzleiter nicht festlegen. Die Polizei ging von einem technischen Defekt aus. Da waren die Brandermittler aber noch am Einsatzort. Wichtigstes Fazit der Rettungskräfte: Personen kamen nicht zu Schaden.